Bei der Studiofotografie gelten ein paar andere Regeln, als bei der normalen Fotografie. Zumindest was die Arbeitsweise an geht.
Es wird beim Fotografieren mit einem Studioblitz nicht wie sonst üblich eine Kombination aus Belichtungszeit und Blende passend zum Licht eingestellt, sondern die Zeit fest eingestellt (die Blitzsynchronzeit) und nur der Blendenwert variiert.
Warum das ganze? Ganz einfach: Der Blitz belichtet per se nur für den Bruchteil einer Sekunde, so dass es keinen Sinn macht, die Belichtungszeit an der Kamera länger oder kürzer ein zu stellen. Das heißt damit aber auch, dass Studiofotografie mit einer Kamera ohne manuelle Einstellmöglichkeiten für Blende und Zeit nicht möglich ist.
Welche Zeit stellt man nun ein? Das hängt von der eigenen Kamera ab. Es wird bei jedem Kameramodell vom Hersteller eine Blitzsynchronzeit vorgegeben, die man verwenden muss. Diese liegt in der Regel zwischen 1/125 und 1/500. Bei meiner Nikon wird eine Blitzsynchronzeit von 1/250 verwendet.
Wie ermittelt man nun den passenden Blendenwert?
Erste Wahl hierfür ist ein Blitzbelichtungsmesser. Diese gibt es von diversen Herstellern. Der eigene Geldbeutel entscheidet dabei meist, welcher Blitzbelichtungsmesser es werden soll. Ich selbst benutze einen von Gossen. Mit dem Belichtungsmesser kann die nötige Blende ermittelt werden, die beim “Abbrennen” des Blitzes ein perfekt belichtetes Bild ergibt.
Die Blende kann dann je nach Bedarf ein bis zwei Stufen nach oben oder unten korrigiert werden, um einen high-key oder low-key Effekt zu erreichen. Je besser die Belichtung schon im Studio eingestellt wird, desto weniger muss man nachher am PC korrigieren. Ich sage immer: Ich bin Fotograf und kein Künstler – der am PC alles korrigiert und nachmalt.
Alternativ verzichten viele auf einen Belichtungsmesser, und probieren einfach aus. Durch die digitalen Möglichkeiten funktioniert dies auch ganz gut, auch wenn man sicher nie ein wirklich perfektes Bild erreichen wird – oder zumindest nur durch Zufall. Wer also nicht regelmäßig im Studio arbeitet, kann am Anfang auf einen Belichtungsmesser verzichten. Es ist dann halt das eine oder andere Bild mehr nötig, bis die Belichtung passt (mit Blende 8 anfangen und dann langsam ran tasten).
Meistens wird mit einem weißen oder schwarzen Hintergrund gearbeitet – wobei natürlich andere Farben auch sehr nett sind … Ein weißer Stoff/Kartoon sieht auf dem fertigen Bild grau aus, wenn nicht mit einem Hintergrundblitz aufgehellt wird. Ein schwarzer Hintergrund ist immer schwarz. Hintergrundblitz heisst, ein Blitzkopf der einfach gegen den Hintergrund gerichtet ist und nicht auf das Modell.
Um eventuelle Knicke oder Falten nicht auf dem Bild zu sehen, sollte man zwischen Modell und Hintergrund ca. 2 Meter Platz lassen.
Es gibt auch die Faustformel, dass zwischen Modell und Hintergrund die halbe Distanz sein soll, die zwischen Modell und Fotograf ist. Also z.B. Fotograf Modell 4 Meter, Modell Hintergrund 2 Meter.
Zum Auslösen des Blitzes gibt es mehrere Wege. Klassisch ist das Kabel zwischen Kamera und Blitzkopf. Diese werden in 5-10 Meter Länge geliefert und können entweder seitlich an der Kamera angesteckt werden oder über einen Adapter am Blitzschuh. Nachteil der Kabel ist, dass diese gerne durch Quetschungen brechen/reißen und so nicht gerade besonders langlebig sind. Auch die Bewegungsfreiheit ist doch recht eingeschränkt.
Daher hat sich in den letzten Jahren die Auslösung per Infrarot oder Funk durchgesetzt. Auf die Kamera wird ein kleiner Sender gesetzt, der dann über einen entsprechenden Empfänger an dem Blitzkopf diesen auslöst.
Diese IR-Sender sind meist im Set für ca. 60 Euro zu bekommen. Die höherwertigen Funkauslöser liegen um die 150 Euro.
Oder: Über den integrierten Blitz der Kamera auslösen (sofern sich dieser in der Leistung regeln lässt). Die Studioblitze besitzen alle Fotozellen, über die diese ausgelöst werden können. So braucht man kein extra Zubehör und kann gleich los legen. Ich habe auch so angefangen.
Wichtig im Studio, der Weißabgleich. Bei den meisten Kameras kann man den Weißabgleich manuell einstellen. Da der Studioblitz immer Tagslicht produziert (sollte), muss der Weißabgleich auch auf Tageslicht eingestellt werden.
Einige Dozenten vertreten die Meinung, dass der automatische Weißabgleich auch problemlos funktionieren soll. Ich würde das aber nicht als Gesetz nehmen, sondern lieber selbst einmal ausprobieren. Meine Nikon macht das ganz ordentlich, bei einem Kollegen mit einer Canon war die Automatik nicht zu gebrauchen.
Was mache ich, wenn mir diese ganzen Studioblitze viel zu teuer sind? In den Baumarkt gehen 🙂 Eine echte Alternative zum Einstieg sind Baustrahler aus dem Baumarkt. Man kann zwar mit diesen das Licht nicht so schön dosieren, aber für die gelegentliche Nutzung…. Möglichst einen kleinen Schirm oder Softbox davor und schon kann es los gehen. Als Aufheller kann man auch problemlos Styrophor Platten verwenden. Diese reflektieren das Licht wirklich super.
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